Leishmaniose Ernährung 

Bekommt der Leishmaniose positive Hund das Medikament Allopurinol, sollte in jeden Fall purinarm gefüttert werden. Aber auch ohne Medikamente macht es Sinn, die Fütterung des erkrankten Hundes zu überdenken.

"Am besten Du kochst für Deinen Leishmaniose positiven Hund selbst." 

Diesen Satz hören viele Leishmaniose Hund-Besitzer in verschiedenen Foren oder in Facebookgruppen. Natürlich ist frisches auf die Bedürfnisse des Hundes angepasstes Futter, nicht nur lecker, sondern auch so individuell gestaltbar, wie der Hund es braucht. Aber Vorsicht! Es ist nicht so einfach, wie man denkt.

Wenn Dich das Thema interessiert solltest Du in die Nahrungsmitteldatenbank schauen.

Purinarmes Hundefutter:

Die Qual der Wahl.

Was passiert in den meisten Fällen, wenn ein Hundehalter beim Tierarzt die Diagnose Leishmaniose bekommt?
Der Hundehalter ist überfordert.
Der Hundehalter bekommt Medikamente mit Dosierung.
Der Hundehalter bekommt schon gleich eine Nierendiät in die Hand gedrückt oder
der Hundehalter schnappt zwischendurch die Worte "purinarme Ernährung" auf, hat aber keine Ahnung was das bedeutet.

Zu Hause setzt sich der vollkommen verunsicherte Hundehalter an den Computer und recherchiert:
Google: Purinarmes Futter bei Leishmaniose ...
Top Ergebnis: Trockenfutterbeutel mit dicker Aufschrift Leishmaniasis... perfekt, Leishmaniose Ernährung check!
 
Problematik:
Der Hundehalter hat keine Ahnung was da im Napf landet. Vielleicht liest er/sie sich sogar die Zusammensetzung durch, mit dem Ergebnis "Das muss er eben bekommen, er darf kein Fleisch. Mein Hund ist eben krank." 

Stimmt der Hund ist krank & genau darum benötigt er gesundes qualitativ hochwertiges Futter und vor allem viel Flüssigkeit!

Was kann ich füttern?

Trockenfutter 

Natürlich kann auch ein Leishmaniose positiver Hund mit Trockenfutter gefüttert werden. Die meisten Futtermittel in dem Sektor sind bedarfsdeckend und kommen gut an.

Sie sollten jedoch purinarm sein, nicht als Harnsteindiät deklariert sein und mit Wasser angeboten werden.

Vorsicht bei vegetarischen Futtermittel, die Aminosäurenquantität sollte erfragt werden.

Nassfutter

Geeignete Nassfuttermittelsorten im purinarmen Bereich gibt es massenhaft.
Hier sollte auf Qualität geachtet werden.
Hinweis: Die meisten purinarmen Bio-Alleinfuttermittel müssen ergänzt werden, so auch das bekannte Sanoro.
Eine Kombination mit einem purinarmen Trockenfuttermittel oder einem passenden Supplementpulver macht Sinn.

Frischfutter

Egal ob Rohfütterung (BARF) oder Kochmenüs, der Vorteil beim selbst gestalten des Futters liegt auf der Hand.
Man weiß was drinnen ist, bestenfalls woher die Zutaten kommen und die meisten Hunde lieben den frischen Geschmack! 
Eine einfache bedarfsdeckende Möglichkeit zur Gestaltung des purinarmen Futters ist das auf dieser Homepage kostenlos bereitgestellte DIY-Konzept PurOut von GesHundLeben!
Bei weiteren Erkrankungen, Allergien, Magen-Darm-Problemen, o.Ä. kann von GesHundLeben ein individueller Wunsch-Futter-Plan bestellt werden.

Konzeptfutter 

Ähnlich wie das Prinzip des Frischfütterns, hat man auch hier eine gute Kontrolle was und wie viel im Napf landet. Zusätzlich hat man die Möglichkeit das Futter zu variieren oder einige Zutaten dem Hausbestand zu entnehmen.
Kühllagerung ist nicht notwendig. Man arbeitet hier mit Reinfleischdosen, Gemüseflocken oder -dosen, Kohlenhydratflocken oder Essensresten und den nötigen Zusätzen und Ölen.
Ein purinarmes Konzeptfuttermittel gibt es z.B. von der Firma Nafti.
Übrigens die Berechnung von anderen Anbietern (Herrmanns/Schecker/...) für ein Konzeptfuttermittel kann kostenlos mit PurOut erfolgen oder individuell von GesHundLeben berechnet und entworfen werden.

Purintabelle

Purin- und Harnsäurewerte von relevanten Komponenten der Hundeernährung.

Grüne Komponenten sind purinarm und unbedenklich.
Gelbe Komponenten sollten in Maßen angewendet werden.
Rote Komponenten sind reich an Purin und sollten selten, in Kleinstmengen bis gar nicht genutzt werden.

Achtung: Die Farb-Klassifikation der Komponenten richtet sich nicht übergreifend nach der Purinmenge pro 100g, sondern empfiehlt lediglich durch die Farbgebung die Eignung der einzelnen Komponentengruppen.

Gerüchteküche

 

Fleisch

Warum darf der Hund kein Fleisch?
Totaler Quatsch! Darf er und sollte er bekommen. Muskelfleisch ist der beste Proteinlieferant überhaupt, mit einer bombastischen Verwertung durch den Hund.
Wichtig ist, Fleisch enthält Purin. Daher ist es natürlich wichtig den Grundbedarf des Hundes an tierischen Proteinen nicht exorbitant zu übertreten.
Der Hund bildet übrigens auch aus anderen Aminosäuren, welche im purinarmen Futtermitteln vorkommen, selbstständig Purin. Huch? Tja..

Noch ein positiver Faktor:
Fleisch säuert den Urin-Ph an. Nicht selten wird berichtet, dass gerade Hunde, welche Leishmaniose-Diät-Trockenfutter bekommen oder sehr straffe Diäten mit Ergänzungsmitteln bekommen, zu Struvit neigen.
Kein Scherz, im Kampf gegen den einen Kristall (Xanthin) entsteht schnell ein anderer.
Alle Diätfuttermittel, welche auf Steinabbau ausgelegt sind, eignen sich auch nur zum Abbau und nicht präventiv über einen langen Zeitraum als generelle Haupternährung.
 
 

Innereien 

Ja. Innereien sind Purinbomben erster Güte und wenn Dein Hund Probleme mit Xanthinen hat, muss man die Gabe auf ein Minimum reduzieren.
Es gibt aber viele Hunde, welche gerade bei Frischfütterung mit reichlich Flüssigkeit, mit geringen Mengen super zurecht kommen. 
Hey, das musst Du ausprobieren. Dafür gibt es keine Formel. Jedenfalls weiß ich das ein Häppchen Leber pro Woche keinen Schaden anrichtet.
Innereien dienen in der Frischfütterung der Deckung der Mineralstoffe. Dies kann bis auf Vitamin A (Leber) durch Zugabe von Elements, Nüssen usw. geschehen. Bei Vitamin A kommt es auf die Zusammensetzung und Dosierung vom Lebertran an.
 
 

Hülsenfrüchte |Spinat|Rote Beete

Ja, wichtiges Thema. Oxalsäure ist ein Toxin was im Übermaß den Organismus beschädigen kann. Da Leishmaniose positive Hunde ohnehin zu Organschäden neigen, ist man gut beraten, spart man an oxalsäurehaltigen Lebensmitteln. 
Oxalsäure wird beim Kochen in Maßen ausgeschwämmt und verbleibt im Kochwasser. 
Oxalsäurereich sind Rote Beete, Spinat, Mangold, Rhabarber und ganze Hülsenfrüchte. 
Man kann auf jedes dieser Lebensmittel verzichten. Möchte man doch hin und wieder z.B.: Spinat, Linsen oder Rote Beete nutzen, spricht da nichts gegen. Koch sie ausreichend und kipp das Kochwasser weg bevor Du sie verwendest. Hülsenfrüchte sollten 12-24 Stunden vor dem Kochen in Wasser eingelegt werden. Ein paar Wasserwechsel vornehmen und mit ausreichend frischem Wasser kochen (min. 1 Stunde, eher mehr. Ausnahme Linsen, hier reicht deutlich weniger Kochzeit!)
 
 

Knochen

Knochen darf er nicht, er hat Leishmaniose!
Mal abgesehen vom Allopurinol ist es in der Tat sinnvoll den Organismus und die Nieren eines Leishmaniose erkrankten Hundes zu schonen. Das passiert in erster Linie durch das aussparen von Phosphorbomben, wie Knochen o. Knochenmehl und der Reduzierung von Fleisch. Aber! Was zu wenig ist, ist zu wenig. Streicht man aus der generell sehr proteinarmen Ernährung nun diese zwei Komponenten, hat man ein Problem. Genau, der Bedarf des Hundes an Phosphor ist nicht mehr gedeckt. Nun da ist guter Rat nicht teuer. Nutzt man einmal pro Woche statt des Eierschalenpulvers oder Calciumcitrats ein phosphorreiches Knochenmehl oder RFK, sieht das ganze schon wieder rosiger aus.
Anders kann man natürlich auch mit einem Milchprodukt den Phosphorgehalt puschen.
Bei PurOut wird auf Knochen verzichtet, da es ausreichend Phosphor enthält.
 
 

Haut

Ja, Haut hat viele Zellen und daher ist es purinreich. Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf. Wie viel Gramm Haut, OHNE das Fettgewebe darunter, landet bestenfalls im Napf, wenn es nach einer Woche Rindfleisch mal eine Entenbrust gibt? Ca. 10g grob geschätzt, bei einem 200g Stück. Das ist echt wahnsinnig viel! Zu viel der Ironie. Haut, ob am Lachsfilet oder am Hühnchen ist kein Drama. Die Relation macht's. Füttere ich jetzt meinem Hund unter Allopurinol jeden Tag viel Hautgewebe on top, kommt gewiss ein etwas höheres Purinsümmchen am Ende der Woche bei rum. Hab ich aber mal ein Suppenhuhn mit Haut übrig und wiege Fleisch, Fettgewebe und Haut ab als Muskelfleischanteil, spare ich natürlich zum einen die Purine, welche sonst im Fleisch währen und habe noch einen dicken Fettbonus dazu, denn Fett enthält gar kein Purin. Zack, gar nicht so wild oder? Hinweis: Gilt nicht für getrocknete reine Hautstücke! (Rinderkopfhaut)
 
 

Fischöle

Musste kurz schmunzeln, als ich auf einer Webseite neulich las, Fischöle seien bei Leishmaniose zu meiden. Ich frage mich immer wieder wer kommt auf so komische Aussagen?
Gerade Fischöl ist unglaublich wertvoll für alle Hunde, welche es vertragen. Ein Pflanzenöl kann da alleine nicht mithalten, auch wenn es ebenso essentiell ist.
Ein Fischöl gehört in das Hundefutter, es ist wichtig. Wie soll ein Leishmaniose positiver Hund ein gesundes Immunsystem aufbauen, wenn man rigoros wertvolle Nahrungsbestandteile streicht.


Bierhefe

Ho ho, ich verrat euch mal was. 100g Bierhefe enthalten 754mg Purin!
Ok, das lassen wir mal kurz sacken. Wozu braucht es eigentlich Bierhefe? 
Die Inhaltstoffe sind gut für das Immunsystem, die Haut und die enthaltenen B-Vitamine wirken insektenabwehrend. Bierhefe ist wahnsinnig reich an B Vitaminen und günstig in der Anschaffung. Das führt dazu, dass es in den meisten Trockenfuttermitteln eingesetzt wird.
Die Menge der eigesetzten Bierhefe in Nahrung ist abhängig vom Futtermittel. Enthält ein purinarmes Futtermittel Bierhefe, ist es deshalb nicht weniger geeignet, schließlich ist ja das komplette Futtermittel trotz Inhaltstoffen purinarm.
Also merke: Nicht jedes Futter, wo Bierhefe enthalten ist, ist gleich ungeeignet!
Einige immunmodellierende Nahrungsergänzungsmittel enthalten Bierhefe und sind dennoch sehr geeignet für Leishmaniose positive Hunde. Manchmal ist auch Bierhefe nicht gleich Bierhefe, so werden ggf. nur Nucleotide verwendet (Impromune) oder die Hefezubereitung enthält hauptsächlich Beta-Glucan (Polysaccharide) und weißt somit einen sehr geringen Teil an Aminosäuren auf (Krafthefe von Waldkraft).
Hat man ein recht purinlastiges Frischfuttermenü, sollte man auf Bierhefe verzichten und Alternativen wie Buchweizenkeimpulver oder Vitamin-B-Zusätze verwenden. 
Übrigens gibt es auch Zeckenleckerlis mit Kokosöl und Bierhefe. Kein absolutes no go, wenn man Zeckenprophylaxe betreiben möchte. Berechnet einfach die Purinmasse der täglichen Ernährung, dann ist doch alles kein Problem.


Insektenfutter

Definitiv hat Insektenfutter in der Hundeernährung seine Daseinsberechtigung.
Weil es mir ganz viel Freude macht, ziehe ich euch jetzt wieder einen Zahn! Nein Insekten sind NICHT purinarm. Ups? Tja, so ein Insektenhaufen mit 100g kommt auch auf die stolze Summe von 86mg Purin. Trotzdem sind die Insektenfuttermittel meistens so zusammengesetzt, dass ein erreichen einer Purinmenge unter 20mg pro 100g Futter gegeben ist. Ob man nun Fleischfutter bevorzugt oder die ebenso hochwertige schwarze Soldatenfliege füttert, ist im Normalfall egal, wenn das Futtermittel gut zusammengesetzt ist und mit ausreichend Flüssigkeit versehen wird.
Sehr interessant ist das Futter bei Allergien und definitiv einen Versuch wert, bevor mal zu vegetarischer Fütterung umsteigt.


Veganes/Vegetarisches Futter 

Natürlich ist es möglich einen Omni-Carnivoren wie den Haushund ohne tierische Zusätze zu ernähren. Wichtig ist der Hintergrund. Aus ethischen Gründen, lässt sich diese Form der Ernährung mit dem Gewissen anderen Tieren kein Leid oder Tod zu bringen vielleicht gut vereinbaren, allerdings ist es aus ernährungswissenschaftlicher Sicht unethisch dem Hund gegenüber. Das zweite ist die ökologische Sichtweise auf die Ernährung. So ist die Verwertung von biologisch einwandfreien Schlachtresten, definitiv dem Konsum und Anbau von Hülsenfrüchten vorzuziehen, welche hohe Mengen an Ressourcen kosten und häufig auf dem Seeweg transportiert werden müssen. 

Eine derartige Ernährungsweise sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn auf Grund von Allergien und Unverträglichkeiten, andere Methoden ausgeschlossen werden müssen. Zudem haben Hülsenfrüchte, welchen den Haupteiweißanteil des Futters ausmachen, ähnlich viel Purin wie einige Fleischsorten! Hülsenfrüchte in Trockenfuttermitteln sind allerdings meistens so verarbeitet, dass sie ähnlich gut vertragen und verwertet werden.



Was wirklich keinen Sinn macht:

Ganz ehrlich! Sehnen, Ochsenziemer, Lunge, Euter, Herzen und Schlundfleisch bzw. Kehlkopf machen in der Leishmaniosefütterung wirklich überhaupt keinen Sinn, im Gegenteil einige können sogar den Organismus belasten. Wenn es mal (bei nicht Xanthinstein anfälligen Hunden) ein Kauartikel sein soll beschränkt man sich lieber auf Kaninchenohren, Rinderkopfhaut oder besser hochwertiges Trockenfleisch. Das alles natürlich im absoluten Maß.
Auch bin ich wie oben bereits beschrieben kein Fan von ausschließlicher Ernährung mit Harnsteindiäten, vor allem wenn überhaupt noch keine Kristalle diagnostiziert sind. Es gibt genug Frischfleisch Nass- & Trockenfuttermittel mit wenig Purin und trotzdem ausgewogen.
Achtung: Je nach Anfälligkeit können selbst diese Harnsteindiäten die Situation verschlechtern oder sogar erst zu Steinen führen! Spezialdiäten gehören immer in die Hand eines Fachmanns!!! (Advance Leishmaniasis, Hills Urinary, Royal Canin u/c...)

 

 

 

Fazit

Ihr seht, nicht alles ist bei der purinarmen Fütterung gleich absolut verboten. Wichtig ist jedoch, dass man lernt mit den Nahrungsmitteln umzugehen, dass man sie kennt und dass man versteht, wo man zuviel Risiko eingeht und wo man sich schlicht verrückt macht.